Motorradunfall – Tipps im Notfall

Motorradfahrer sind einem wesentlich höheren Verletzungsrisiko ausgesetzt. Etwa 800 Motorradfahrer sterben im Jahr an den Folgen eines un- oder selbstverschuldeten Unfalls. Während die Anzahl der tödlich verunglückten PKW Fahrer abgenommen hat, ist die Zahl der getöteten Biker gleich geblieben. Das ist leider auch der Tatsache verschuldet, dass bei den Herstellern der Fokus in der Entwicklung auf Design, Leistung und Geschwindigkeit liegt. Einer Weiterentwicklung der Motorradsicherheit wird bisher noch zu wenig Beachtung geschenkt.

Motorradunfälle sind grundsätzlich in zwei Kategorien zu unterteilen:

  • Alleinunfall

Der Alleinunfall ist sehr selten auf ein Versagen der Technik zurückzuführen, sondern resultiert oft aus Selbstüberschätzung und Fahrfehlern.

  • Kollision zwischen zwei Beteiligten

Szenario 1: Der Motorradfahrer wird vom Unfallgegner angefahren (oft untermotorisierte Zweiräder betroffen)

Szenario 2: Der Motorradfahrer prallt gegen den Unfallgegner (schwere Motorräder mit hoher Motorleistung) 2/3 aller Motorradunfälle (59%) entstehen aus einer Kollision mit einem Pkw.

Verletzungen bei einem Motorradunfall:

  • offene Schädelfraktur
  • Hüftgelenksfraktur
  • offene Oberschenkelschaftfraktur
  • offene Augenverletzung
  • geschlossene Schädelfraktur
  • Brustwirbelfraktur
  • Halswirbelfraktur
  • offene Unterschenkelfraktur
  • offene Fraktur Ellenbogen, Unterarm
  • Rissverletzung Hüfte, Oberschenkel
  • geschlossene Oberschenkelfraktur
  • Hirnkontusion
  • geschlossene Unterschenkelfraktur
  • Wirbelfraktur
  • geschlossene Fußfraktur
  • geschlossene Schultergelenk-, Oberarmkopffraktur
  • geschlossene Fraktur Ellenbogen, Unterarm
  • Gehirnerschütterung
  • Rissverletzung Knie

Wie häufig vermutet ist nicht die Verletzung an der Wirbelsäule die Folge eines Motorradunfalls, sondern viel öfter (fast jeder zweite Motorradfahrer) entstehen Verletzungen an den unteren Extremitäten. Gerade diese Verletzungen erfordern einen langen Heilungsprozess sowie lange Behandlungs- und Rehabilitationsdauer. Quelle: udv.de

Nach dem Motorradunfall richtig handeln

 

1. Eigenschutz steht an erster Stelle

  • in erste Linie geht die eigene Sicherheit vor
  • verschafft euch einen ersten Überblick zur Situation
  • Gefahren erkennen und beurteilen

2. Unfallstelle sichern, um Folgeunfälle zu vermeiden

  • Warnblinkanlage an & Warnweste anziehen
  • ausreichenden Abstand von der Unfallstelle halten
  • Warndreieck mind. 100m entfernt von der Unfallstelle aufstellen

3. Rettung des Unfallopfers aus der eventuell bestehenden Gefahrenzone, was jedoch auch von den Verletzungen abhängig ist und situationsbedingt entschieden werden muss 4. Notruf so früh wie möglich absetzen, einfach kostenfrei und europaweit mit dem Handy die 112 wählen. Umfangreiche Informationen helfen die Situation einzuschätzen, um vor Ort schnell handeln zu können.

  • Wo geschah es?
  • Was geschah?
  • Wieviele Personen sind betroffen?
  • Welche Art der Verletzung besteht?

5. Gesundheitszustand des Verletzten feststellen d.h. lebenswichtige Funktionen überprüfen

  • ist der Verletzte bei Bewußtsein
  • Atmung überprüfen – durch Rückenlage, Neigen des Kopfes nach hinten und Anheben des Kinns die Atemwege freimachen. Hebt oder senkt sich der Brustkorb oder ist ein Luftstrom an der Wange spürbar

6. Das Unfallopfer bei Bewußtlosigkeit in Seitenlage bringen, wenn eine normale Atmung vorliegt. Folgendes Vorgehen ist richtig:

  • den nahen Arm angewinkelt nach oben legen
  • die Hand des fernen Arms des Verletzten zur Wange führen und festhalten
  • fernen Oberschenkel greifen, Bein anwinkeln und zu sich drehen
  • oben liegendes Bein rechtwinklig zur Hüfte legen
  • Kopf nach hinten und Mund leicht öffnen
  • regelmäßig Atmung überprüfen
  • bei Atemstillstand sofort in Rückenlage bringen und mit Herz – Lungen – Wiederbelebung beginnen

7. Bei Atemstillstand muss eine Wiederbelebung eingeleitet werden. Mit dem Wechsel von Atemspenden und Herzdruckmassage wird der Kreislauf aufrechterhalten. Und so wirds gemacht:

  • neben dem Betroffenen in Höhe des Brustkorbs knien
  • übereinanderliegende Handballen auf das untere Drittel des Brustbeins (Brustmitte) legen
  • mit gestreckten Armen das Brustbein kräftig ca. 5 cm nach unten drücken und danach wieder vollständig entlasten
  • dann das Brustbein 30 Mal schnell hintereinander (mind. 3 Mal in 2 Sekunden) nach unten drücken
  • Atemwege öffnen, durch neigen des Kopfes nach hinten
  • Nase des Unfallopfers zuhalten und Mund mit angehobenen Kinn öffnen
  • Einatmen und Lippen dicht um den Mund des Betroffenen legen
  • eine Sekunde lang Luft in den Mund blasen bis sich der Brustkorb sichtbar hebt
  • Wiederholung der Beatmung, wenn sich der Brustkorb wieder senkt
  • die Wiederbelebung (30 Herzdruckmassagen / 2 Beatmungen) solange fortsetzen bis der Verletzte wieder normal atmet oder das Notfallteam übernimmt

8. Stillen bedrohlicher Blutungen und Helmabnahme nach einem Motorradunfall

  • Einweghandschuhe anziehen
  • bedrohliche Blutungen mit einem Druckverband oder durch Abdrücken der Schlagader stillen
  • plötzlich auftretender Schock kann durch Hochlagerung der Beine bekämpft werden (bei Kopfverletzungen keinesfalls durchführen)
  • ist der Motorradfahrer bewußtlos muss der Motorradhelm abgenommen werden
  • Helmabnahme muss sehr vorsichtig erfolgen, am besten von zwei Helfern
  • dabei die Halswirbelsäule durch stützen des Nackens so gerade und stabil wie möglich halten

Quelle: adac.de & Bildquelle: Harald Reiss  / pixelio.de

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